13. September 2022
Hier befindet sich nun noch ein kleiner Einführungstext zu den drei neuen Préludes, im speziellen der 31-mitteltönigen Temperatur und den aus dem Tonsystem resultierenden kompositorischen Möglichkeiten. Der Text beinhaltet zahlreiche Hörbeispiele (auch zu älterer Musik) und soll ohne ausschweifendes Theoretisieren die Thematik auch für diejenigen veranschaulichen, die sich noch nicht allzu sehr mit Stimmungsfragen und Tonsystemen beschäftigt haben.

7. September 2022
Ziemlich genau ein Jahr später die Fortsetzung: Drei neue Préludes für das Clavemusicum Omnitonum kann man sich ab sofort auf YouTube anhören. Eine Fortsetzung sind sie allerdings nur bedingt: das Stimmungssystem ist ein grundlegend anderes, nämlich das 31-mitteltönige, wie es schon im 16. Jahrhundert von Vicentino beschrieben wurde. Eine Kette (fast) um 1/4 des syntonischen Kommas verkleinerter Quinten schließt ergibt einen Quintenzirkel mit 31 Tönen, bei denen die Terzen und Septimen quasi rein sind. Die reinen Naturseptimen entsprechen (sozusagen enharmonisch verwechselbar) übermäßigen Sexten und können natürlich auch musikalisch in beider Funktion verwendet werden.

Das erste Stücke kreist um die traditionelle "Wolfsquinte" bzw -quarte (z. B. es-gis), ein unerwünschtes Restintervall in der traditionellen Mitteltönigkeit (als Quinte unbrauchbar), septimal jedoch integrierbar als 21/16. Am elegantesten und unmittelbarsten geht das mit einem 7/4-Akkord, denn das gis über dem es ist logischerweise eine konsonante (temperierte) reine Quart zur Naturseptime cis.



Das zweite Stück verwendet stark die erwähnte Doppelfunktion der verminderten Quarte, die melodisch als solche, vertikal als None und Septime eines Septnonakkords verstanden werden kann (so z. B. gleich im ersten Akkord). Später kommen auch an Bach-Toccaten gemahnende Progressionen verminderter Akkorde vor, wobei jede Umkehrung des verminderten Septakkords hier natürlich unterschiedlich klingt.



Das dritte Stück verwendet teilweise abstraktere Intervalle, z. B. die doppelt-verminderte Quarte, die u. a. als Differenz von Naturseptime und verminderter Quint (bspw. über dem Grundton F: Ces-Dis(=Septimen-Es) oder als Differenz von Naturseptime und kleiner None (etwa wiederum über dem Grundton F: septimales Es=Dis – Ges) verstanden werden kann.



In allen Stücken kommen auch vertraute Progressionen vor, die durch die Enharmonik neu eingefärbt sind bzw. eine andere Richtung erhalten.
Der Nachteil des Stimmungssystems sind natürlich die schlechten, deutlich zu kleinen Quinten (wie man sie aus der Musik des 17. Jahrhunderts kennt). Die kompositorische Aufgabe kann entsprechend darin bestehen, die schlechten Quinten so zu integrieren, dass sie möglichst wenig auffallen.

Eine Vorschau der Noten findet sich hier.

6. August 2021
Nach langer Zeit gibt es mal wieder neue Musik, diesmal stark von historischen Vorbildern inspiriert, aber wiederum in reiner Stimmung und einem septimalen (7-limit) Tonsystem – d. h. mit Naturseptimen und einer Vielzahl weiterer Intervalle, die sich durch den Einbezug der Primzahl 7 ergeben und die ich musikalisch sinnfällig erfahrbar machen möchte. Die Sarabande ist Teil eines Zyklus kleiner Stücke für Clavemusicum (31-stufiges Cembalo), von dem bereits Aufnahmen der ersten beiden Stücke existieren – Nr. 1 ein Prélude (2019):



Nr. 2 quasi ein Capriccio (2019):



Und nun – Nr. 3 – eine Sarabande (2021):



Die Allemande grave (2021) ist für Viola da Gamba und Clavemusicum geschrieben. Die Viola da Gamba ist mit geteilten Bünden eingerichtet, sodass eine Vielzahl von Tönen abgerufen werden können, weit mehr als mit den 31 Tasten auf dem Cembalo zur Verfügung stehen.

16. Juli 2021
Hier befindet sich mein jüngst in der ZGMTH erschienener Text zu Carl Philipp Emanuel Bachs Fantasien. Das Abstract lautet wie folgt:

Carl Philipp Emanuel Bachs Freie Fantasien werden in der Sekundärliteratur häufig als ›regellose‹, gleichsam irrationale Musik charakterisiert; im 18. Jahrhundert jedoch galten sie ganz im Gegenteil als Musik für Kenner, die den Verstand anspricht und ›intellektuelles Vergnügen‹ bereitet. Dieser Beitrag interpretiert Bachs Fantasien als Generalbassmusik, die die avanciertesten, erstmals von Johann David Heinichen theoretisch dargelegten Techniken der ›theatralischen Harmonik‹ auf die Instrumentalmusik überträgt und auf ungeahnte Weise zuspitzt. Ihr Fundament ist mithin eine hochgradig rationalisierte Harmonik, deren Nachvollzug für die Zeitgenossen ein wesentliches Moment des ästhetischen Erlebens war. Die Analyse ausgewählter Fantasien beabsichtigt, ihre Harmonik zu entschlüsseln und als maßgebliche formgebende Kraft zu bestimmen.

14. Januar 2017
Wer mit der wundervollen Musik J. J. Frobergers noch nicht vertraut ist, kann jetzt auch auf meine soeben erschienene Studie zur Kadenz- und Zeitgestaltung in seinen Allemanden zurückgreifen.

Der Klappentext verspricht:

Der vorliegende Band widmet sich einer auf neuartige Weise intensiven wie historisch fundierten Analyse der Froberger'schen Musik am Beispiel der für sein Schaffen zentralen Gattung der Allemande. Denn ausgerechnet Tanzmusik erscheint bei Froberger auf bis dahin ungeahnte Weise vergeistigt. Und so führt die Auseinandersetzung mit seinen Allemanden durch das Dickicht ihrer elaborierten Satztechnik hindurch über kompositorische Fragen der Zeitgestaltung hin zur Dechiffrierung ihrer existenziellen Dimension, der subjektiven Erfahrung von Zeit und Zeitlichkeit. Aus der Perspektive des Zeiterlebens wird das Phänomen »Tonalität« neu beleuchtet und eine Brücke zwischen Kompositions- und Geistesgeschichte geschlagen, die die Musik Frobergers in einem doppelten Sinne gegenwärtig erscheinen lässt: denn indem sie, um mit den Worten Hannah Arendts zu sprechen, eine »Gegenwart für sich selbst schuf«, ist sie zugleich zeitlos und noch immer aktuell.

4. Januar 2016

Herzlich Willkommen!

Endlich ist es so weit… auch ich habe eine Homepage. Meine letzte reicht zurück in die Jugend. Welch Glück, dass wenigstens ein paar Kompetenzen im Langzeitgedächtnis hängen geblieben sind. Inhaltlich wird sich wohl noch einiges tun – unter Musiktheorie beispielsweise wird nach und nach eine hoffentlich interessante Sammlung an Einführungstexten zu satztechnischen bzw. analytischen Themen entstehen. Unter Kompositionen findet man schon jetzt einen Katalog meiner Werke mit der Möglichkeit, sie anzuhören und Noten(ausschnitte) anzuschauen. Komplette Partituren bzw. Stimmmaterial gibt es natürlich auf Anfrage. Viel Spaß beim Stöbern!